1829
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Perkussions-Jagdflinte, 1829
Jakob Pallhuber (Antholz-Niederthal 1799-1840 Sand in Taufers) Historische Sammlungen, Inv.-Nr. Waffen, Handfeuerwaffen 57 | |
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Der Verwaltungsausschuss des Ferdinandeums beauftragte Jakob Pallhuber, für das Museum ein Gewehr anzufertigen. Immerhin galt Pallhuber als äußerst angesehener und auch im Ausland anerkannter Büchsenmacher. In Antholz, einem Seitental des Pustertales geboren, erlernte er ab seinem 12. Lebensjahr zunächst in Bruneck handwerkliches Können, bis er sich ab 1816 beim berühmten Josef Contriner in Wien weiterbildete. Contriner stammte ebenfalls aus dem Pustertal, aus Anras, und war seit 1810 in Wien als Meister tätig. Nach seiner Rückkehr nach Tirol im Jahr 1825 eröffnete Pallhuber in Sand in Taufers eine Werkstätte (Bothe von und für Tirol und Vorarlberg 12. 11. 1840, 364). Besonders durch seine Fähigkeit, kunstvolle Gravuren auszuführen, entwickelte er sich zu einem gefragten Meister, der auch im Ausland bekannt wurde.
Die Jagdflinte traf am 31. Dezember 1829 im Ferdinandeum ein. Selbstverständlich war das prunkvolle Gewehr mit 330 Gulden, zusammengesetzt aus 300 Gulden Arbeitslohn und 30 Gulden Material, nicht gerade billig und schien im Ferdinandeum Finanzprobleme auszulösen. Johann von Vintler, Mandatar des Ferdinandeum-Vereins im Kreis Pustertal zu Bruneck, entwarf einen "Zahlungsplan" und verteidigte auch Pallhubers Honoraranspruch: "Daß kein Eigennutz dabei stattfinden kann, muß wohl anerkannt werden, wenn man den geringen Taglohn von 1 f [Gulden] für die gering angenommene Zeit von 300 Tagen betrachtet, um so mehr, da er an einträglicheren Bestellungen vollauf zu thun hat, die er während dieser Arbeit bei Seite legen mußte." Vintler schlug vor, bei der Generalversammlung eine "freiwillige Sammlung zum Ankauf dieses National Kunststückes" durchzuführen (MA 1830, 12). Josef Freiherr von Sternbach spendete 60 Gulden zum Ankauf der Flinte (JB 1830, 5).
Die Pallhubersche Flinte wurde von Seiten des Sekretärs des Ferdinandeums, Johann von Reinhart, sehr gerühmt. Sie sei ein "herrlicher Beitrag" zur Vaterländischen Sammlung und ein "schönes Denkmahl des National Kunstfleißes" (MA 1830, 12). Geschätzt wurden die Technik, die Harmonie der einzelnen Teile und ihr Verhältnis zueinander und die Eleganz der Ausführung mit kunstvoll gravierten Jagddarstellungen und reichen Ornamenten in Gold- und Silbertauschierung, Silberintarsia und Eisenschnitt. Ein Medaillon auf der Kolbenoberseite enthält die Widmungsinschrift: "DEM NATIONAL MUSEUM". Die Jagdflinte von Jakob Pallhuber gehört zu den ältesten Waffen im Besitz des Tiroler Landesmuseums und nimmt bereits insofern einen besonderen Platz in der Waffensammlung ein, als sie zu den "prunkvollsten" Gewehren gehört, "die je in Tirol hergestellt wurden" (Egg, 282).
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Medaillon mit Widmungsinschrift auf der Kolbenseite der Jagdflinte von Pallhuber |
Meinrad Pizzinini